Margit Bauer, die Vorsitzende des Fördervereins, spricht zur Eröffnung der Ausstellung in der Stadtbücherei Stammheim. Foto: Linsenmann |
Markant am Eingang steht immerhin eine Vitrine, die man keinesfalls rechts liegen lassen sollte. Denn darin lagern ein paar Preziosen mit Leuchtkraft über die Geschichte des Vereins hinaus: ein Brenneisen mit dem stilisierten Jugendhaus-Riss und zwei originalen „Stamm-Aktien“ etwa. Baumscheiben, die einst direkt vom Lastwagen herunter mit der Kettensäge von den aus dem Schwarzwald herbeigeschafften Douglasien gesägt, mit dem Brenneisen „signiert“ und zu Hunderten verkauft wurden. Für fünf Mark das Stück. Oder der Dino als Backform, von Insassen der Justizvollzugsanstalt hergestellt. Und auf dem Grund der Vitrine: das originale Baugesuch und Baupläne von Peter Hübner mit einer kleinen kolorierten Zeichnung – mit dem märchenhaften Titel „Wolkenkuckucksheim“.
Dass der Plan keine Fantasiegestalt geblieben ist, daran hatte der Förderverein, der erste seiner Art in Stuttgart, gehörigen Anteil. Ob es ohne den Verein den Dino überhaupt gäbe? Margit Bauer, die Vorsitzende des Vereins, meint: „Vielleicht nicht, vielleicht auch erst zehn Jahre später. Sicher aber nicht in dieser Form.“
Bauen als sozialer Prozess unter Beteiligung der Nutzer
Zum einen hatte der Verein die Kräfte der ein Jahr zuvor entstandenen Jugendhaus-Initiative gebündelt und den nötigen Schub verpasst. Zum anderen repräsentierte er den Zeitgeist nach Selbstbestimmung und Mitgestaltung – und hatte mit Hübner den idealen Partner mit im Boot: Bauen als sozialer Prozess unter Beteiligung der Nutzer. So konnte das Jugendhaus als geniales Selbstbau-Projekt realisiert werden. Und nicht zuletzt: Der Verein hat Geld beschafft, und zwar nicht nur mit der Stamm-Aktie.
So wurde die Eröffnung der Ausstellung ein Abend der lebhaften Erinnerungen, die locker ein kleines Büchlein füllen könnten. Mit Urgesteinen wie Klaus Wolf und Walter Häbe oder Martin Hechinger: „Da steckt sehr viel Herzblut drin. Ich bin überzeugt, dass das bis heute abstrahlt.“ Stolz ist Margit Bauer nicht zuletzt darauf, „dass es uns immer noch gibt. Und dass wir mit immer neuen Mitgliedern stabil über hundert sind und so die Jugendarbeit finanziell und als Helfer weiter unterstützen können“.
Was das fürs Jugendhaus bedeutet? Leiter Michael Klamm sieht das so: „Diese Unterstützung ist große Klasse. Und mit Aktionen wie Gitarrennacht, Fahrradbörse oder Brunch bringt der Verein Leute ins Haus, die sonst nie einen Fuß über die Schwelle setzen würden. Das ist auch eine Brücke zwischen den Generationen.“
Quelle: stuttgarter-nachrichten
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