Mittwoch, 17. Oktober 2012

„Dino“ ist eine Brücke zwischen Generationen

Margit Bauer, die Vorsitzende des Fördervereins, spricht zur Eröffnung der Ausstellung in der Stadtbücherei Stammheim. Foto: Linsenmann
Stuttgart-Stammheim - Über zwei Etagen führt die Schau, mit stufenweise gehängten Jahrestafeln mit Dokumenten das Treppenhaus hoch, bis zu großen Fotos über den Bau des Jugendhauses im Versammlungssaal. Diese zeigen den sukzessiven Aufbau des „Dino-Skelettes“, das dem Stammheimer Jugendhaus seine faszinierende Gestalt gibt. Diese Bilddokumente sind so eindrucksvoll, dass sie zentral platziert sein sollten: im Erdgeschoss, unübersehbar auch fürs allgemeine Laufpublikum.
Markant am Eingang steht immerhin eine Vitrine, die man keinesfalls rechts liegen lassen sollte. Denn darin lagern ein paar Preziosen mit Leuchtkraft über die Geschichte des Vereins hinaus: ein Brenneisen mit dem stilisierten Jugendhaus-Riss und zwei originalen „Stamm-Aktien“ etwa. Baumscheiben, die einst direkt vom Lastwagen herunter mit der Kettensäge von den aus dem Schwarzwald herbeigeschafften Douglasien gesägt, mit dem Brenneisen „signiert“ und zu Hunderten verkauft wurden. Für fünf Mark das Stück. Oder der Dino als Backform, von Insassen der Justizvollzugsanstalt hergestellt. Und auf dem Grund der Vitrine: das originale Baugesuch und Baupläne von Peter Hübner mit einer kleinen kolorierten Zeichnung – mit dem märchenhaften Titel „Wolkenkuckucksheim“.
Dass der Plan keine Fantasiegestalt geblieben ist, daran hatte der Förderverein, der erste seiner Art in Stuttgart, gehörigen Anteil. Ob es ohne den Verein den Dino überhaupt gäbe? Margit Bauer, die Vorsitzende des Vereins, meint: „Vielleicht nicht, vielleicht auch erst zehn Jahre später. Sicher aber nicht in dieser Form.“
Bauen als sozialer Prozess unter Beteiligung der Nutzer
Zum einen hatte der Verein die Kräfte der ein Jahr zuvor entstandenen Jugendhaus-Initiative gebündelt und den nötigen Schub verpasst. Zum anderen repräsentierte er den Zeitgeist nach Selbstbestimmung und Mitgestaltung – und hatte mit Hübner den idealen Partner mit im Boot: Bauen als sozialer Prozess unter Beteiligung der Nutzer. So konnte das Jugendhaus als geniales Selbstbau-Projekt realisiert werden. Und nicht zuletzt: Der Verein hat Geld beschafft, und zwar nicht nur mit der Stamm-Aktie.
So wurde die Eröffnung der Ausstellung ein Abend der lebhaften Erinnerungen, die locker ein kleines Büchlein füllen könnten. Mit Urgesteinen wie Klaus Wolf und Walter Häbe oder Martin Hechinger: „Da steckt sehr viel Herzblut drin. Ich bin überzeugt, dass das bis heute abstrahlt.“ Stolz ist Margit Bauer nicht zuletzt darauf, „dass es uns immer noch gibt. Und dass wir mit immer neuen Mitgliedern stabil über hundert sind und so die Jugendarbeit finanziell und als Helfer weiter unterstützen können“.
Was das fürs Jugendhaus bedeutet? Leiter Michael Klamm sieht das so: „Diese Unterstützung ist große Klasse. Und mit Aktionen wie Gitarrennacht, Fahrradbörse oder Brunch bringt der Verein Leute ins Haus, die sonst nie einen Fuß über die Schwelle setzen würden. Das ist auch eine Brücke zwischen den Generationen.“

Quelle: stuttgarter-nachrichten

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