Donnerstag, 27. September 2012

Zuzug von Flüchtlingen beschäftigt Bezirksbeiräte

Unterkunft Poppenweilerstraße

Bürger, Politiker und Vertreter der Verwaltung besichtigen die Flüchtlingsunterkunft. Eigentlich dürfte das Zimmer im Untergeschoss mit vier Personen belegt werden. Das Sozialamt will sich auf zwei Personen pro Raum beschränke Foto: Chris Lederer

Poppenweilerstraße 29 Foto: Archiv Chris Lederer

Stammheim - Zweihundert weitere Flüchtlinge muss die Stadt Stuttgart noch in diesem Jahr aufnehmen, sagt Stefan Spatz, der Vizechef des Sozialamtes. „Unter arabischem Frühling hatten sich viele von uns etwas anderes vorgestellt. Die Welt hat sich erheblich gedreht, wir haben im Vergleich zum Jahr 2011 einen Zuwachs an Flüchtlingen von mehr als 30 Prozent, hauptsächlich aus Syrien.“
Der Zustrom werde auch in Stammheim spürbar. Die dortige Flüchtlingsunterkunft an der Poppenweilerstraße 29 soll wieder verstärkt belegt werden. Das Wohnheim umfasst momentan 55 Plätze, derzeit seien 49 bleibeberechtigte Personen dort untergebracht. In fünf leer stehende Zimmer sollten jeweils zwei Personen einziehen. „In einem ersten Schritt wollen wir die Anzahl auf 65 Personen erhöhen“, erklärte Spatz den Bezirksbeiräten kürzlich in deren Sitzung. Dies solle noch in diesem Jahr geschehen. „Später wird die Belegung nach und nach auf 75 Personen erhöht.“ Das sei „gut machbar“, es gebe keine signifikanten Probleme durch die Flüchtlinge. Das solle sich auch nicht ändern. „Wir werden die Sozialbetreuung im Haus von einer halben auf eine ganze Stelle erhöhen“, versicherte Stefan Spatz den Stammheimer Lokalpolitikern. Die Bezirksvorsteherin Susanne Korge äußerte Bedenken. „Wir in Stammheim tragen im Verhältnis zu anderen Bezirken schon sehr viel bei.“ Auch an der Asperger Straße seien bereits Flüchtlinge untergebracht, und die Unterkunft an der Poppenweilerstraße liege in unmittelbarer Nachbarschaft zum Luise-Schleppe-Heim sowie zur Kindertagesstätte Sieben Morgen. „Es wäre uns ein Anliegen, dass möglichst Familien kommen und nicht traumatisierte Einzelpersonen.“ Es hätten sich schon zwei Stammheimer Frauen gefunden, die sich vorstellen könnten, die Familien ehrenamtlich zu unterstützen.
Von 100 Asylbewerbern sind 70 alleinstehend
Für Spatz wird es nicht einfach sein, dieses Anliegen zu erfüllen. „Wir versuchen in allen Stadtbezirken, eine sozialverträgliche Belegung zu erreichen.“ Allerdings stellt die Wirklichkeit die Verwaltung vor erhebliche Herausforderungen. Von 100 Asylbewerbern seien 70 alleinstehend, 30 kämen im Familienverband. „Wir versuchen zu vermeiden, dass wir Iraker und Iraner zusammenlegen oder Palästinenser mit jüdischen Flüchtlingen.“ Aber eine Flüchtlingsunterkunft stelle immer auch ein Abbild der Vereinten Nationen dar. „Die Flüchtlinge müssen lernen, mit anderen Nationen zusammenzuleben.“ Der Bezirksbeirat Stefan Kulle (CDU) stellte zunächst die von Spatz angeführten Flüchtlingszahlen und den daraus resultierenden Unterbringungsdruck in Frage. Er beschränkte sich dann aber auf die Forderung, dass die Zahl von 75 Personen in der Einrichtung nicht überschritten werden dürfe.
„Wir müssen diesen Menschen helfen“
Die Grünen-Beirätin Petra Bonnet und der SPD-Beirat Peter Dietz-Vowinkel setzten in ihren Beiträgen andere Schwerpunkte; eine Diskussion über die Anzahl sei nicht vorrangig. „Wir müssen diesen Menschen helfen“, sagte Bonnet. Dietz-Vowinkel: „In Stammheim haben wir eine stabile soziale Umgebung; wir müssen schauen, wie wir produktiv mit der Sachlage umgehen; alles andere führt nicht in die Zukunft.“ Drei Dinge seien für ihn unerlässlich: „Einzelpersonen brauchen auch mehr Betreuung. Eine 100-Prozent-Stelle ist das Mindeste, wünschenswert wären 125 Prozent.“ Zweitens müsse man die Personen „optisch-visuell und gefühlsmäßig“ so unterbringen, dass es sich für sie gut leben lasse. Und drittens sei eine homogene Gruppe wünschenswert. „Aber wir müssen uns den Realitäten stellen.“ Für ihn liege der Schlüssel zur Akzeptanz im Schlüssel zur Betreuung. Und damit bei möglichst einer 125-Prozent-Stelle.
Ein entsprechender Beschluss, der diese Punkte beinhaltet, wurde einstimmig vom Beirat gefasst.

Quelle: stuttgarter-nachrichten

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