Samstag, 12. November 2011

Der Gasanschluss des vermöglichen Herrn Breitmeier Vor 100 Jahren

Merkwürdige Vorgänge. Stammheim ... 

Vor einigen Tagen hielt die Kommission des Gaswerks Kornwestheim-Stammheim hier ihre Sitzung. Die Vorgänge, die sich dort abspielten, nötigen uns, an die Öffentlichkeit zu treten. Anläßlich der Erbauung des Gaswerks wurde hier die schon lang entbehrte Straßenbeleuchtung eingeführt. An dem Haus des G. Breitmeier sollte auch eine Straßenlaterne angebracht werden, was dieser aber verweigerte. Im Kollegium wurde wiederholt der unwidersprochene Wunsch ausgesprochen, die Laterne nicht mehr anbringen zu lassen. Später ließ Breitmeier durchblicken, wenn die Laterne so angebracht werde, daß auch sein Hof beleuchtet würde, hätte er nichts mehr dagegen; auch nehme er dann Gasanschluß. Selbstverständlich ging man auf diesen eigenartigen Wunsch nicht ein. In der erwähnten Sitzung wurde nun bekanntgegeben, daß die Laterne bei Breitmeier angebracht sei und letzterer den kostenlosen Anschluß und Rohrleitung bis zur Deckscheibe verlange. Diesem Verlangen stand ein Beschluß gegenüber, der dahin geht, daß wer bis zu einer gewissen Frist sich angemeldet hat, Anschluß unentgeltlich bekommt. Diese Frist ist aber schon lange abgelaufen. Trotzdem stimmt die Kommission, unter Widerspruch unseres Vertreters, diesem sonderbaren Verlangen fast einmütig zu. Wir fragen nun: Ist der "selbstlose" Wunsch Breitmeiers betreffs der Hofbeleuchtung erfüllt worden? Wie kommt es, daß arme Teufel ihre Leitung bezahlen müssen und der vermögliche Herr Breitmeier nicht? Dieser verlangte ferner ..., daß der hiesige Handwerksmann, der die Leitungen erstellte, seine Leitung nicht machen dürfe. Wird dieser Wunsch auch erfüllt? - Selbstverständlich!

(Schwäbische Tagwacht, 11. November 1911)

Quelle:  stuttgarter-nachrichten

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