Mittwoch, 18. November 2015

Stuttgart-Stammheim: Zur Aufgabe gehört viel Hingabe

Zur Aufgabe von Lina Metzger gehörte auch das Stecken der Liednummern. Foto: Bernd Zeyer

Die evangelische Johanneskirche besetzt die Stelle des Mesners neu. Lina Metzger erzählt, welche Aufgaben ihre Nachfolgerin haben wird.
Stammheim - Im Gottesdienst sollen die Menschen Besinnung finden und ihrem Schöpfer nahe kommen. Dabei spielt natürlich die Predigt eine zentrale Rolle. Nicht zu unterschätzen sind aber auch andere Aspekte: Damit die Besucher sich wohl fühlen, sollte die Kirche geheizt und aufgeräumt sein. Liedtexte müssen aufgesteckt werden, Ton und Licht sollten stimmen. Und was wäre ein Gottesdienst ohne Glockengeläut. Dies alles regelt ein Mesner.
„Der Mesner ist ein Mädchen für alles“, sagt Thomas Mann, der Pfarrer der evangelischen Johanneskirche. Dabei ist der Begriff Mädchen in diesem Fall besonders gut gewählt. In dem Gotteshaus in der Stammheimer Ortsmitte ist es mittlerweile nämlich fast schon Tradition, dass eine Mesnerin nach dem Rechten sieht. Acht Jahre lang hat Lina Metzger die Aufgabe mit großer Hingabe erfüllt, im September ist sie offiziell aus dem Amt verabschiedet worden. Sie möchte sich künftig mehr um ihr Enkelkind kümmern. Eine Nachfolgerin ist bereits gefunden. Es gab drei Bewerber – alles Frauen. Der Kirchengemeinderat hat der Personalie bereits zugestimmt, nun muss noch der Oberkirchenrat sein Plazet erteilen. Bis es so weit ist, sollte der Name der Dame noch nicht in der Zeitung stehen.

Die Mesnerin sorgt im Gotteshaus fürs richtige Klima

„Ich merke jetzt schon, dass mir etwas fehlt“, sagt Lina Metzger. Natürlich bleibe sie der Gemeinde auch künftig treu und werde ihrer Nachfolgerin bei Bedarf gerne unter die Arme greifen. Grundsätzlich ist es im Fall der Johanneskirche so, dass die Mesner-Tätigkeit in zwei Aufgabenbereiche unterteilt ist. Um die Dinge der Liturgie kümmert sich die Mesnerin, für Aufgaben wie Schnee schippen, Laub aufkehren oder putzen ist die Hausmeisterin Simone Vogel zuständig. Beide Stellen sind zusammen mit einer Wochenarbeitszeit von 20 Stunden veranschlagt, sechs davon entfallen auf die Mesnerin.
Sie ist auch zuständig für das richtige Klima im Gotteshaus. Mussten früher noch Holz oder Kohlen geschleppt werden, so sorgt heute eine moderne Heizung für die richtige Temperatur. Normalerweise hat es in der Kirche 10 Grad. Kälter sollte es nicht werden. Das hat mit dem Denkmalschutz des Gemäuers und mit der Orgel zu tun. Während des Gottesdienstes sind 18 Grad vorgesehen. Die Heizung braucht eine Stunde, um die Kirche jeweils um anderthalb Grad zu erwärmen, man muss also richtig dosieren.

Die Glocken folgen einem automatisierten System

Auch die vier Glocken wollen korrekt bedient werden. Das bedeutet freilich nicht, dass an Seilen gezogen wird. Heutzutage folgen Matthäus, Markus, Lukas und Johannes einem klar definierten Plan. Neben den täglichen Läutezeiten um 11, 15 und 18 Uhr und bei den Gottesdiensten gibt es viele andere Einsatzzeiten. Normalerweise folgt alles einer Automatik, kontrolliert werden muss aber trotzdem. Das wird, wie fast alle technischen Tätigkeiten, im „Mesnerkämmerchen“ erledigt. Die knapp zwei Quadratmeter große Kommandozentrale beherbergt zahlreiche Schalter, Regler und Gerätschaften. Dort ist es so eng, dass man sich kaum um die eigene Achse drehen kann.
Ein Mal im Monat gibt es in der Johanneskirche ein Abendmahl. Die dafür benötigten Utensilien werden von der Mesnerin vorbereitet. Doch sie hat noch eine andere wichtige Aufgabe: Während der Pfarrer Wein beziehungsweise Traubensaft und Oblaten verabreicht, desinfiziert sie den Gemeinschaftskelch, nachdem vier bis fünf Leute daraus getrunken haben.
„Das Amt als Mesnerin war eine Ehre für mich“, sagt Lina Metzger. Auf diese Weise habe sie einen Beitrag für Kirche und Glauben leisten können. Sie hätte sich vor acht Jahren dafür gemeldet, weil sie ohnehin jeden Sonntag in der Kirche gewesen sei. Auch künftig wird sie regelmäßig den Gottesdienst besuchen. Dann kann sie sich freilich entspannt zurücklehnen und ganz auf die Predigt konzentrieren.

Quelle

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