Montag, 27. August 2012

Flüchtlinge in Stammheim

Stammheim soll mehr Flüchtlinge aufnehmen

An der Poppenweilerstraße 29 sollen weitere Asylbewerber Foto: Archiv Chris Lederer

 Stammheim - Die Bezirksvorsteherin Susanne Korge hat sich in einem Brief an ihre Bezirksbeiräte gewandt. „Vom Sozialamt und dem Amt für Liegenschaften und Wohnen wurde ich darüber informiert, dass mit der Aufnahme von 10 Flüchtlingen in einer ersten Phase eine Aufstockung der Personenzahl von 55 auf 65 geplant ist“, schreibt sie. Weitere Asylbewerber sollen später folgen. Denn die Stadt Stuttgart muss Plätze für Flüchtlinge schaffen: Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney rechnete kürzlich mit 6000 Flüchtlingen, die bis Jahresende im Land aufgenommen sein werden.

Das Problem könne sie auch nachvollziehen, sagt Korge auf Nachfrage. Sorgen bereite ihr aber die Tatsache, dass die zehn Stammheimer Neuzugänge – anders als die bereits an der Poppenweilerstraße lebenden Flüchtlinge – noch kaum integriert seien, wenig Deutsch sprächen und eine ganz andere Betreuung bräuchten. „Probleme können auch durch die sehr unterschiedlichen Personen und Bewohnergruppen innerhalb des Hauses entstehen“, schreibt Korge an die Bezirksbeiräte. Als Beispiel nennt sie die Asperger Straße 41: Zu den 17 Bewohnern wurden dort vor einem Jahr noch 14 Flüchtlinge aufgenommen. Auch hält sie den Standort Poppenweilerstraße nicht für die Aufstockung geeignet: „Das ist ein sensibler Bereich mit Altersheim, Kindertagesstätten und Neubaugebiet. Besser wäre eine dezentrale Unterbringung in kleinen Gruppen.“
Betreuung müsste aufgestockt werden
Der Sozialpädagoge Wolfgang Gaiser-Bach, der die beiden Unterkünfte über die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in einer 75-Prozent-Stelle betreut, würde es begrüßen, wenn sich ein Freundeskreis bildete, um die Asylbewerber zusätzlich zu unterstützen. „Es wäre schön, wenn pensionierte Lehrer oder Gemeindemitglieder sich ehrenamtlich engagieren könnten, um den Leuten Deutsch beizubringen oder sie aufs Amt zu begleiten.“ Früher habe es eine solche Gruppe schon einmal gegeben.
Das bestätigt die Bezirksvorsteherin. Obwohl dies wünschenswert sei, könne ehrenamtliches Engagement nicht alles auffangen, sagt Susanne Korge. Stattdessen müsse die Awo-Stelle aufgestockt werden: „Herr Gaiser-Bach betreut die Leute sehr engagiert, aber schon jetzt reicht seine Zeit nicht für alle Anliegen.“ Stefan Spatz, der stellvertretende Leiter des Sozialamts, möchte sich noch nicht zur Sache äußern. „Wir stellen unsere Pläne in einer öffentlichen Sitzung des Stammheimer Bezirksbeirats am 18. September vor“, sagt er und gibt zu bedenken, dass sich die Stadt Stuttgart in einem Aufnahmesoll von 71 Flüchtlingen befinde. „Das ist ein großer Druck.“
Thema soll bei Bezirksbegehung zur Sprache kommen
Im vergangenen Jahr wurde der Bezirksbeirat lediglich informiert, nicht gefragt, als es um die Ansiedlung der derzeit dort lebenden Flüchtlinge an der Poppenweilerstraße ging. Susanne Korge versteht das nicht. „Warum gibt es keine Beschlussvorlagen mehr, die im Gremium abgesegnet werden müssen?“ Falls es wirklich so sei, dass der Bezirksbeirat keine Veto-Möglichkeit habe, „dann müssen wir es wohl oder übel akzeptieren“. Es könne aber nicht sein, dass einem Stadtbezirk so viel aufgebürdet würde. „Die Frage ist doch, wann die Geschichte kippt. Wenn es hinterher soziale Probleme gibt, hilft das keinem, am wenigsten den Flüchtlingen.“
Am 18. September findet neben der Beiratssitzung auch eine Stadtbezirksbegehung mit Bürgermeister Werner Wölfle statt, bei der die Poppenweilerstraße ebenfalls auf dem Programm steht.

Quelle: stuttgarter-nachrichten

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