Mittwoch, 22. April 2015

Hausarzt gesucht - Ein Arzt auf 4000 Einwohner

In Stammheim, Zuffenhausen und Weilimdorf fehlen die Allgemeinmediziner. In den kommenden fünf Jahren könnte bis zu ein Drittel aller Hausärzte in Stuttgart in den Ruhestand gehen.

Zum Stadtbezirk Stammheim zählen 12 000 Einwohner, aber nur drei Hausärzte. Einer von ihnen ist Dr. Dieter Vogel  Foto: Lichtgut/Max Kovalenko


Stuttgart - In fünf Jahren geht ein Drittel aller Hausärzte in Stuttgart in den Ruhestand. Experten warnen vor einem bevorstehenden Mangel in der hausärztlichen Versorgung. Heute in unserer Serie: In drei Stadtbezirken werden Hausärzte händeringend gesucht – wir blicken auf die Brennpunkte.

Brennpunkt Stammheim

Zum Stadtbezirk Stammheim zählen 12 000 Einwohner, aber nur drei Hausärzte. Damit ist Stammheim von den Stuttgarter Stadtbezirken vom Hausärztemangel am schlimmsten betroffen. Auf 4000 Einwohner kommt hier nur ein Hausarzt, während beispielsweise ein Hausarzt in Stuttgart-Mitte durchschnittlich nur rund 550 Patienten versorgen muss.
„Neulich kam eine junge Frau auf mich zu, weil sie akute Bronchitis hatte und dringend einen Arzt brauchte, aber keinen gefunden hat“, erzählt Susanne Korge, Bezirksvorsteherin von Stammheim. Immer häufiger würden sich Einwohner mit der Bitte an sie wenden, etwas gegen den Ärztemangel zu unternehmen. Denn auch bei Kinderärzten ist Stammheim mit nur einer halben Stelle dramatisch unterversorgt.
„Der Ärztemangel ist hier schon genauso schlimm wie auf dem Land im Osten Deutschlands “, bringt sie es auf den Punkt.

„Wir sind an der Grenze angelangt“

Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da: „Wir sind an der Grenze angelangt“, sagt auch Dr. Dieter Vogel, der als Hausarzt in Stammheim seine Praxis hat. Seit die vierte Praxis im Bezirk ohne Nachfolger schließen musste, lehnt er täglich neue Patienten ab. Er hat ohnehin schon alle Hände voll zu tun. Obwohl er am Freitagabend eigentlich schon Feierabend hat, sitzt noch ein Patient bei ihm im Sprechzimmer.
„Als ich mich entschlossen hatte, Hausarzt zu werden, nahm ich in Kauf, dass es keine Grenze zwischen Privatem und Beruf gibt“, sagt der 65-Jährige. Zwölf Stunden am Tag ist er für seine Patienten im Einsatz, dazu kommt die lästige Büroarbeit, die er am Wochenende erledigen muss. Auch seinem Engagement ist es zu verdanken, dass viele Patienten in Stammheim noch gut versorgt sind.
Bezirksvorsteherin Susanne Korge versucht ebenfalls alles, was in ihrer Macht steht, um Abhilfe zu schaffen: „Ich nehme Kontakt zu jungen Medizinern auf und zeige ihnen den Bezirk“, sagt sie.

„Infrastruktur und Betreuungsangebote sind hervorragend“

Eine Erklärung dafür, warum gerade in Stammheim der Mangel am größten ist, hat sie nicht: „Infrastruktur und Betreuungsangebote sind hervorragend, an geeigneten Praxisräumen scheitert es auch nicht. Dazu kommt, dass Stammheim super schön ist", schwärmt sie. Deshalb geht sie davon aus, dass der Ärztemangel nur zufällig Stammheim getroffen hat: „Das ist kein Stammheimer Problem, das wird auch andere Stadtteile betreffen“, ist sie sich sicher.
Hoffnung gibt es zumindest für die Patienten von Dr. Vogel: Er sorgt mit seinen zwei Söhnen einfach selbst für Praxisnachfolger: „Meine Söhne studieren beide Medizin und wollen anschließend zu mir in die Praxis kommen.“ Sein älterer Sohn will auch Allgemeinmediziner werden, in zwei Jahren kann er in der väterlichen Praxis das Zepter übernehmen. „Dann wird mein Sohn hier der Chef sein. Das üben wir schon fleißig.“

Quelle

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