Stammheim
- Klaus Joos von den Freien Wählern machte bei der vergangenen Sitzung
im Bezirksbeirat aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Die
Aussegnungshalle ist eine Schande!“, sagte er. Bei einer gut besuchten
Beerdigung in Stammheim sei er jüngst gewesen. „Es waren so viele
Besucher dort, dass viele gar keinen Platz in der Halle bekommen haben
und sie draußen im Freien warten mussten.“ Denen in der Halle sei es
nicht besser ergangen. „Die Luft da drin war so katastrophal schlecht,
dass Leute nach draußen mussten – kann man da keine ordentliche
Belüftung aufs Dach machen?“, fragte Joos. Obendrein hätten viele
Zuhörer von den Reden nichts mitbekommen, weil die Lautsprecher nicht
ordentlich funktioniert hätten. „Also in Stammheim möchte ich nicht
gestorben sein.“ Auf seine Anregung hin stellten die Bezirksbeiräte
einstimmig den Antrag, die Lautsprecher zu prüfen und in Stand zu setzen
sowie die Belüftung zu verbessern. Die Chancen für Letzteres stehen
eher schlecht, wie Stefan Braun vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt
erklärt. „Die Feierhalle in Stammheim war ursprünglich ein Wetterschutz,
der im Jahre 1979 vollends geschlossen wurde und die Seitenwände
erhielt“, sagt der Fachmann, der für die insgesamt 42 Friedhöfe im
Stadtgebiet zuständig ist. In Stammheim gebe es 86 Sitz- und 15
Stehplätze, das seien mehr als der Stuttgarter Durchschnitt. „In
Stammheim finden jährlich etwa 40 Beerdigungen statt“, erklärt Braun.
„In den meisten Fällen reicht die Kapazität der Halle deutlich aus.“ Nur
ein-, zweimal im Jahr, etwa wenn ein verdientes Vereinsmitglied sterbe,
stoße die Halle an ihre Grenzen und der ein oder andere Gast müsse auch
im Freien stehen. „Das ist bei Beerdigungen im ländlichen Raum öfter
der Fall, und da wird es akzeptiert.“ Braun sagt, er verstehe den Unmut
der Bürger. Die Hallen zu vergrößern, sei jedoch aus finanziellen
Gründen nicht machbar. „Die Feierhallen werden über Gebühren finanziert,
es gibt eine Mischkalkulation, die Miete ist für alle Nutzer gleich
hoch und liegt bei 298 Euro pro halbe Stunde – bei der Summe müssen
manche Familienangehörigen schon schlucken.“ Klagen über zu kleine
Hallen gebe es aus vielen Bezirken zu hören. „Wenn wir die alle
vergrößern würden, wären sie überdimensioniert und die Miete noch
teurer.“ Üblicherweise hätten die Bestatter im Blick, wie viele
Trauergäste zu erwarten seien, und würden bei Bedarf zur Feier auf
Friedhöfe mit größeren Hallen ausweichen; etwa Zuffenhausen,
Weilimdorf oder am Pragfriedhof.
Was die Lüftung angeht, so sei die Stammheimer Halle mit
Schiebetüren versehen, über die die Belüftung geregelt werde. „Die
Verwaltung hält eine zusätzliche Belüftung nicht für erforderlich“, sagt
Braun. „Ich verstehe die Leute, die trauern wollen und dann mit den
Umständen nicht zufrieden sind, aber eine zusätzliche Belüftung wäre
nicht verhältnismäßig.“ Die Lautsprecheranlage habe man bereits unter
die Lupe genommen. „Sie wurde 2007 installiert und funktioniert
technisch einwandfrei – das Problem ist häufig, dass manche Redner, die
den Nachruf halten, unerfahren im Umgang mit dem Mikrofon sind oder von
auswärts kommen und nicht wissen, wie man die Lautsprecheranlage richtig
bedient.“
Quelle
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen