Für Johannes Guggenberger gilt: am besten frisch aus dem Garten oder vom Markt. Foto: Isabelle Butschek |
Der 49-Jährige wollte eigentlich nur ein paar Rezepte festhalten. „Dann habe ich im Internet die Kochblogs entdeckt und mich gefragt, warum ich das nicht auch mache“, sagt er. Denn wenn sich Guggenberger umschaut, welche Lebensmittel bei manchen Menschen auf den Tisch kommen und wie mit dem Kulturgut Essen umgegangen wird, dann packt ihn das Grauen.
Kulturgut Essen
Er selbst ist in der Steiermark aufgewachsen. Inmitten eines kleinen Ortes, der noch einen Metzger, einen Gemüsehändler, einen Bäcker hatte. Von dort kamen die Produkte, die dann im elterlichen Landgasthof verarbeitet wurden.
„Mittlerweile wird neben viele Siedlungen ein großer Discounter hingestellt und die Kinder kennen keine Lebensmittel mehr, die vor Ort erzeugt werden“, sagt der gelernte Koch, der selbst ein überzeugter Wochenmarktbesucher ist: „Auf dem Markt in Zuffenhausen gibt es einen Landwirt, der seine Sachen aus dem Boden zieht, in Kisten packt und dann gleich aus dem VW-Bus heraus verkauft. Frischere Ware gibt es nicht – aber man muss sie natürlich noch waschen“, sagt Guggenberger, lächelt und wird gleich wieder ernst: Dass es Menschen gibt, die wegen ein bisschen Dreck solche Produkte verschmähen, kann er nicht verstehen.
Regionale Produzenten fördern
Ein Ziel seines Kochblogs war deswegen von Anfang an, kleine regionale Produzenten zu fördern. „Ich schicke niemanden zu einem bestimmten Erzeuger, aber ich schicke meine Leser auf den Markt.“ Es gibt aber auch Fälle, da ist er von Produkten so begeistert, dass er explizit für diese wirbt: „Der Honig für das Honigeis kam von einem kleinen Unternehmen aus dem Schwarzwald und hatte eine Top-Qualität. Dann nenne ich den Erzeuger auch gerne.“
Um die Hemmschwelle für Kochanfänger möglichst niedrig zu halten, stellt er Rezepte ins Netz, die einfach nachzukochen sind, aus wenigen Zutaten bestehen und preislich machbar sind. „Ich möchte auch zeigen, dass gute, zur Saison passende Ware nicht teuer ist“, sagt Guggenberger. Eine Herausforderung gibt es allerdings für jene, die nicht oft am Herd stehen: Mengenangaben lässt der Stammheimer grundsätzlich weg. „Wie viel Käse in ein Essen soll, das hat man selbst am besten in Gefühl. Und es ist doch auch spannend, selbst zu experimentieren.“ Seinen eigenen Stil würde er als schwäbisch-mediterran beschreiben. „Ich finde, dass es tolle schwäbische Lebensmittel gibt – aber nur Spätzle mit Soße sind eben nicht gesund.“ Deswegen wandelt er schwäbische Spezialitäten gerne ab – und serviert zum Beispiel Maultaschen mit einer Gemüsefüllung.
Vor vier Jahren hat er damit angefangen, Rezepte ins Internet zu stellen, seit zwei Jahren gibt es stuttgartcooking. Die Resonanzen haben ihn überrascht. „Am meisten freut mich, wenn mir junge Menschen schreiben, dass sie Gerichte ausprobiert haben und dass sie zum Einkaufen auf dem Markt waren“, sagt Guggenberger. Mittlerweile wird auf den Blog durchschnittlich 600 Mal am Tag zugegriffen. Und zwar erstaunlicher Weise trotz des Titels eher weniger von Stuttgartern, sondern von Kochfreunden aus ganz Deutschland und Österreich. In der Landeshauptstadt wird der Kochblog erst seit einiger Zeit bekannter: seitdem Johannes Guggenberger zusammen mit Märkte Stuttgart ein kleines Kochbuch mit etwa 80 Rezepten aus der Region herausgegeben hat. „Das hat riesigen Spaß gemacht.“ So wie ihm auch sein Blog große Freude macht. „Sonst würde es auch nicht funktionieren.“
Vor allem in das Fotografieren seiner Gerichte steckt er immer mehr Zeit und Mühe. „Wenn ich jünger wäre, würde ich versuchen, beruflich etwas in Richtung Food-Fotografie zu machen“, sagt Guggenberger, der in der JVA Stammheim als Bereichsleiter für die Verpflegung und Versorgung von Insassen und Mitarbeitern arbeitet. Damit ist er zufrieden, deswegen soll sein Hobby auch Hobby bleiben. „Ich habe bisher kein Geld mit dem Blog verdient.“ Und auch nicht mit dem Kochbuch – seinen Lohn spendet Guggenberger dem Olgäle. Wichtiger ist dem 49-Jährigen, dass seine Arbeit für den Blog nicht in Stress ausartet, und er immer noch genug Zeit hat, in Ruhe einzukaufen, zu kochen und schön zu essen: „Bei mir gibt es auch nicht immer ein Festmenü. Aber auf der Terrasse zu sitzen und gute Produkte zu genießen, von denen ich weiß, woher sie kommen, das bedeutet für mich Lebensqualität.“
Info: Der Kochblog findet sich im Internet unter www.stuttgartcooking.com
Quelle: stuttgarter-nachrichten
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