Streik im Nahverkehr
Stuttgart - Der Streik im Nahverkehr nähert sich chaotischen Verhältnissen. Während die Gewerkschaft Verdi einen Streiktag für Mittwoch ankündigt, hat der Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) den Stillstand von Bussen und Bahnen gleich von Dienstag bis Freitag verlängert.
Plötzlich gibt es vertauschte Rollen. Nicht die Gewerkschaft Verdi lässt den Nahverkehr stillstehen, sondern das Verkehrsunternehmen selbst: Der Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) erklärte am Montag, dass wegen des Streiks in den Werkstätten der Fahrbetrieb komplett eingestellt werden müsse. Schon am heutigen Dienstag fahren keine Busse und Stadtbahnen mehr - bis voraussichtlich Freitag. Regelmäßige Überprüfungen, Wartungsarbeiten und Reparaturen seien derzeit nicht möglich: "Damit sind Fahrzeugsicherheit und die Sicherheit der Fahrgäste nicht gewährleistet", erklärte Technik-Vorstand Wolfgang Arnold gegenüber unserer Zeitung. Und im Zweifel entscheide man sich "nicht gegen die Sicherheit".
Die Entscheidung überraschte die Gewerkschaft Verdi, die SSB-Busse und Stadtbahnen lediglich am Mittwoch durch Streik stilllegen wollten. "Das ist komplette Willkür", kritisierte Verdi-Verhandlungsführer Rudolf Hausmann die Entscheidung. "Damit werden Fahrdienst und Fahrgäste kalt ausgesperrt", sagt SSB-Betriebsratsvorsitzender Klaus Felsmann.
Notfahrplan wäre möglich
Die Hauptwerkstatt und die Werkstätten der Betriebshöfe werden seit Montag bis zum Freitag bestreikt. Glaubt man Busfahrern und Fahrern der Stadtbahnen, lässt sich der Verkehr mit einem Notdienstplan aber durchaus aufrechterhalten. Im Busbereich beispielsweise sind vor allem in der Nachtschicht etwa zwölf Werkstatt-Mitarbeiter damit beschäftigt, Busse aufzutanken, Beleuchtung und Reifen zu überprüfen, eventuell Öl und Frostschutzmittel nachzufüllen. Bei Stadtbahnen gehört vor allem das Auffüllen der Bremsssand-Vorräte zur täglichen Durchlaufwartung. Hinzu kommen täglich etwa 30 bis 40 Schadensmeldungen, deren Ursachen ergründet und ausgebessert werden müssen.
"Das Hauptgeschäft läuft zwischen 17 und 2.30 Uhr", heißt es in den Werkstätten, "wenn wir eine Nacht nicht arbeiten, sind gewisse Fahrzeuge nicht einsatzbereit." Die Stuttgarter Straßenbahnen haben 279 Busse und 164 Stadtbahnen im Einsatz. "Der Streik hat uns an einer empfindlichen Stelle getroffen", sagt Technik-Vorstand Arnold. In Unternehmenskreisen wird festgestellt, dass es "durch die Restrukturierung inzwischen genau durchgetaktete Arbeitsprozesse gibt" - und keine Reservepolster.
Quelle: stuttgarter-nachrichten
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